Hohe Erträge mit durchschnittlicher Qualität

03.08.2016 Österreichische Getreidebilanz - deutlich verringerter Importbedarf

Die Erträge bei Getreide sind im Erntejahr 2016 hoch ausgefallen. Die Getreideproduktion (ohne Mais) wird auf rund 3,7 Mio. t geschätzt und liegt über dem Niveau der letzten fünf Jahre.

„Die prognostizierte Gesamtproduktion von 5,7 Mio. t (mit Mais) beeinflusst die österreichische Getreidebilanz positiv. Bei einem gleichbleibenden Inlandsverbrauch verringert sich der im Vorjahr hohe Importnettobedarf von 800.000 t Getreide im Wirtschaftsjahr 2016/2017 um 75 % und wird voraussichtlich 200.000 t erreichen, vorausgesetzt die Maisernte entspricht den derzeitigen Erwartungen“, informiert Dipl.-Ing. Günter Griesmayr, Vorstandsvorsitzender der Agrarmarkt Austria (AMA).

Verschiebung innerhalb der Kulturen

Die österreichische Getreideanbaufläche beträgt 570.286 ha und ist gegenüber dem Vorjahr nahezu gleich geblieben.
Weichweizen legt um 4.917 ha zu, während die Hartweizenfläche mit einer Ausdehnung von 4.172 ha relativ gesehen (+21,9 %) am stärksten unter allen Getreidearten zunimmt. Roggen folgt dem Abwärtstrend der letzten Jahre (-2.121 ha), während Triticale ausgedehnt wird (+1.165 ha). Der große Verlierer der diesjährigen Flächenverschiebungen ist die Sommergerste mit einem Minus von 12.781 ha, hingegen wurden auf 1.544 ha mehr Wintergerste gegenüber dem Vorjahr ausgesät.
Die Flächenzuwächse begründen sich bei Hartweizen durch attraktive Preise, bei Triticale durch zunehmende Verwendung im industriellen Bereich. Niedrige Roggenpreise aufgrund der guten Versorgung im letzten Jahr und geringere Erträge der Sommergerste gegenüber der Wintergerste sind die Gründe für den Flächenrückgang bei diesen Kulturen.
Die Körnermaisfläche folgt dem rückläufigen Trend der letzten zwei Jahre (seither Flächenrückgang von -31.752 ha). Hauptursache war das vermehrte Auftreten des Maiswurzelbohrers.

Ölsaatenfläche – Trend durchbrochen

Im Anbau der Sojabohne kommt es zu einem Rückgang von 12,4 % (-7.048 ha). Raps kann überraschenderweise seine Fläche wieder leicht ausdehnen (+2.095 ha), liegt aber weiterhin deutlich hinter der Anbaufläche 2014 (-13.171 ha). Ölkürbis zählt mit einer Zunahme von 7.295 ha (22,7 %) zu den großen Gewinnern der diesjährigen Flächenverschiebungen. Österreichweit übersteigt heuer erstmals die Kürbisanbaufläche (39.470 ha) die des Roggens (37.406 ha). Niederösterreich überholt das Ölkürbisland Steiermark in Bezug auf die Ölkürbisfläche.

Größtenteils optimaler Witterungsverlauf

Mäßige Niederschläge im Herbst begünstigten die Aussaat des Wintergetreides. Ein – wie in den letzten Jahren – milder Winter ließ die Bestände gut überwintern. Der Spätfrost Ende April betraf hauptsächlich Raps-, aber auch Mais- und Ölkürbisbestände.
Mai und Juni boten ideale Bedingungen (ausreichend Niederschläge und mäßige Temperaturen) zu den entscheidenden Phasen der Ertragsbildung des Getreides –der Blüte und der darauffolgenden Kornfüllung. Dieser Witterungsverlauf brachte allerdings auch einen erhöhten Krankheitsdruck mit sich.
Die heuer vermehrt aufgetretenen lokalen Hagelschäden verursachten regional große Schäden, wirken sich aber auf die Getreidebilanz nicht entscheidend aus.

Ernteverlauf schleppend

Regenphasen zu Beginn und während der Ernte strapazierten die Nerven der Bäuerinnen und Bauern. Abgesehen vom Alpenvorland und den klassischen Spätdruschgebieten im Waldviertel konnten mittlerweile die Erntearbeiten in den meisten Regionen bereits abgeschlossen werden.
„Der gute Witterungsverlauf hat heuer sehr gute Erträge zugelassen. Insbesondere Erträge auf Böden niedriger Bonität liegen weit über dem Durchschnitt, da die Versorgung mit Wasser dieses Jahr nicht der limitierende Produktionsfaktor war. Zusätzlich wurden Erzeuger durch eine optimale Bestandsführung mit einer sehr guten Qualität belohnt“, so der Vorsitzende des Verwaltungsrates der AMA, ÖkR Franz Stefan Hautzinger.

Ernteergebnisse

Die Erntemenge von Weichweizen als Kultur mit dem höchsten Flächenanteil in Österreich ‑ wird rund 1,9 Mio. t betragen und liegt somit um rund 19  % über dem Vorjahr. Sie zeichnet sich durch gute Qualitätsmerkmale ‑ hohe Fallzahlen und gute Hektolitergewichte ‑ aus. Der Proteingehalt allerdings kann mit den Werten des Vorjahres nicht mithalten. Zudem werden hervorragende innere Qualitätsmerkmale gemessen. Erste Ergebnisse der Untersuchungen aus der Versuchsanstalt für Getreideverarbeitung in Wien weisen bis dato sehr gute Knet- und Backeigenschaften auf. Bundesweit wird die Qualitätsverteilung derzeit auf rund 20 % Premium- und Qualitätsweizen sowie 63 % Mahlweizen geschätzt und liegt unter dem Vorjahresergebnis.
Die Vermarktungschancen für Österreich bleiben intakt, da die bis dato geernteten Qualitäten in Frankreich, Ungarn und Deutschland unter den Werten von Österreich liegen.

Hartweizen erreicht gute Erträge. Die bis zum ersten Starkregenereignis geernteten Bestände sind von sehr guter Qualität (der Anteil der glasigen Körner erreicht 80 - 90 %).

Winter- und Sommergerste konnten die guten Vegetationsbedingungen ausnutzen, die Erträge sind gut. Die Braugerstenqualitätseigenschaften wie insbesondere der Proteingehalt sind zufriedenstellend.

Roggen, nach Weizen das zweitwichtigste Brotgetreide in Österreich, liefert bis jetzt zufriedenstellende Erträge und Qualitäten, wobei die Ernte im Hauptanbaugebiet Waldviertel noch aussteht.

Raps erzielt leicht überdurchschnittliche Hektarerträge, litt jedoch unter dem Spätfrost Ende April (kleinere Kornausbildung).

Bioflächen weiter im Vormarsch

In den letzten acht Jahren nahmen die Bio-Ackerflächen stark zu (+34,5 %). Der stärkste Gewinner gegenüber dem Vorjahr war Bio-Dinkel mit einem Plus von 4.717 ha, gefolgt von Bio-Sojabohne mit einer Flächenausdehnung von 1.583 ha.
Attraktive Preise, verbesserte Absatzmöglichkeiten, sowie die Aufhebung des Einstiegstopps für Biobetriebe waren ausschlaggebend für die Flächenausweitung.

Bio-Weichweizen bringt zufriedenstellende Erträge. Die Proteingehalte sind analog dem konventionellen Sektor niedrig. Krankheitsbefall mit Gelbrost trat auch bei Bio-Weizen häufig auf.

Bio-Dinkel erzielte ebenfalls gute Erträge auf einer stark ausgeweiteten Fläche gegenüber dem Vorjahr. Damit steht eine große Bio-Dinkelmenge zur Vermarktung bereit.

Preise für Futtergetreide unter Druck

Die großen Getreidemengen, hohe Lagerbestände, ein erhöhter Anteil an Mahl- und Futterweizen und eine prognostizierte Maisernte von rund 2 Mio. t belasten den Markt. Dementsprechend niedrig notiert aktuell die landwirtschaftliche Produktenbörse in Wien. Mahlweizen der neuen Ernte wird mit einer sehr weiten Bandbreite gehandelt (130 bis 147 Euro pro Tonne). Die inneren Eigenschaften wie Teigstabilität, Teigverarbeitung und Dehneigenschaften könnten das entscheidende Merkmal für diese Differenzierung sein. Für Qualitätsweizen werden heuer höhere Preisaufschläge aufgrund der aus derzeitiger Sicht qualitativ schwachen Ernten in Deutschland, Frankreich und Ungarn erwartet. 

Getreidemarkt EU-28

Getreideernteprognose reduziert

Die Europäische Kommission hat in ihrer jüngsten Prognose die Produktionsmenge auf rund 312,9 Mio. t geschätzt (+2,6 Mio. t, 0,8 % gegenüber dem Vorjahr). Die Produktionsmenge liegt somit deutlich über dem 5-Jahres-Durchschnitt in Höhe von rund 306,4 Mio. t.
Trotz nahezu gleichbleibender Getreideanbaufläche und einer deutlich höher prognostizierten Maisernte (+12,9 %) liegen die jüngsten Einschätzungen nur knapp über dem Vorjahreswert. Die Europäische Kommission geht in ihrer neuen Prognose von einer Weizenernte in Höhe von 153,5 Mio. t aus. Die Maisernte wird um 7,5 Mio. t höher erwartet und dürfte 65,5 Mio. t erreichen.

Unterschiedliche Ernteergebnisse in den Mitgliedstaaten

In den einzelnen EU-Ländern fallen die Ernteergebnisse aufgrund der gegensätzlichen Witterungsbedingungen sehr unterschiedlich aus.
Während in den ost- und südosteuropäischen Anbaugebieten (Rumänien, Bulgarien) Rekorderträge gemeldet werden, rechnet man in Westeuropa aufgrund der immer wieder auftretenden Niederschläge seit dem Frühjahr mit einem deutlichen Mengenrückgang. Insbesondere aus Frankreich werden Qualitätseinbußen gemeldet.

Getreidebilanz

Die Getreidebilanzen der EU-28 zeigen aufgrund der neuen Entwicklungen (IGC-Bericht) folgendes Bild:

Wirtschaftsjahr 2016/2017 - Vorschau

  • Hohe Gesamtgetreideerntemenge
  • Weizenernte deutlich unter dem Vorjahreswert (-10 Mio. t)
  • Ausfuhrprogramm sinkt um 6,2 Mio. t
  • Lagerbestände steigen leicht auf 41,2 Mio. t

 Ölsaatenmarkt

Die Gesamtanbaufläche bei Ölsaaten in der EU-28 beläuft sich auf rund 11,3 Mio. ha und verringert sich um 200.000 ha nur geringfügig.

Aufgrund höher erwarteter Erträge bei Sojabohnen und Sonnenblumen wird die Ölsaatenernte auf 31,3 Mio. t geschätzt und liegt somit knapp unter dem 5-Jahresschnitt von 31,5 Mio. t.

Getreidemarkt weltweit

Rekordverdächtige Ernte

Bis auf die Europäische Union wird in den meisten Hauptanbaugebieten weltweit die Weizenproduktionsmenge steigen. Nordamerika erwartet eine um 8,4 % höhere Weizenernte gegenüber dem Vorjahr, in der Ukraine werden die höchsten Erträge seit 20 Jahren erwartet. Die russische Ernteerwartung wurde noch einmal auf eine Rekordhöhe von 65,0 Mio. t erhöht.
Der internationale Getreiderat (IGC) hat in seiner jüngsten Prognose die weltweite Erntemenge noch einmal deutlich erhöht und geht derzeit von 735 Mio. t Weizen und 1,017 Mrd. t Mais aus.
Deutliche Zuwächse im Rahmen der weltweiten Maisernte werden in den USA (+6,9 %) und Brasilien (+14,3 %) erwartet. Auch die EU-28 wird aus heutiger Sicht die Maisproduktion gegenüber dem Vorjahr steigern.
Alle derzeit vorliegenden Prognosen zeigen eine Gesamtgetreidemenge von deutlich mehr als 2 Mrd. t und liegen somit nahe dem Rekordjahr 2014/2015.

Bilanz – Lagervorräte bleiben auf hohem Niveau

Auch in diesem Jahr wird die Getreideproduktion den weltweit weiter steigenden Verbrauch übertreffen. Die weltweiten Lagervorräte bewegen sich weiterhin auf Rekordniveau.

Ölsaaten – Ernteerwartungen bei Sojabohnen auf Rekordwert

Die Ölsaatenfläche erreicht im heurigen Jahr mit 234,2 Mio. ha den hohen Wert des Jahres 2014. Während sich die weltweite Rapsernte bereits im 3. Jahr weiter verringert und rund 66,5 Mio. t erreichen dürfte, ist mit einem deutlichen Anstieg bei Sonnenblume (42,4 Mio. t) und vor allem bei Sojabohne (Rekordwert: 325,9 Mio. t) zu rechnen.
Der Produktionsrückgang bei Raps betrifft die wichtigsten weltweiten Anbaugebiete in der EU-28, Kanada und China. Während die US-Sojabohnenernte nahezu das hohe Niveau des Vorjahres erreichen dürfte, erwartet Brasilien mit über 100 Mio. t eine neue Rekordernte.

Preise unter Druck

„Die weltweiten Lagervorräte auf Rekordniveau sowie die heuer zu erwartende hohe Getreideernte beeinflussen weiter die Getreidepreisnotierungen am Weltmarkt. Der im Vorjahr bereits eingetretene Rückgang der Weltmarktpreise setzt sich derzeit weiter fort“, berichtet Christian Gessl, zuständiger Abteilungsleiter der AMA.

Die internationalen Notierungen liegen derzeit bei Weizen um rund 22 %, bei Mais um rund 12 % und bei Raps bei rund 10 % unter den Höchstwerten der letzten zwei Jahre.
Auch die Langzeitprognosen der FAO bis 2025 zeigen einen weiteren Anstieg bei der weltweiten Produktion bei Getreide und Ölsaaten und prolongieren die Aussichten auf ein niedriges Preisniveau bei den wichtigsten Agrarerzeugnissen.

 

Weiterführende aktuelle Informationen zum nationalen und internationalen Getreidemarkt finden Sie im Internet unter www.ama.at.

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Für weitere Informationen steht Ihnen gerne zur Verfügung:

Fachliche Informationen
Christian Gessl
Abteilungsleiter „Marktordnungen
Marktinformation“
Tel: 01/33 151-208
Fax: 01/33 151-4469
E-Mail: christian.gessl@ama.gv.at

Presse
Harald Waitschacher
Öffentlichkeitsarbeit
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E-Mail: harald.waitschacher@ama.gv.at