Wintertagung 2015: Schweineproduktion im Spannungsfeld zwischen Tierschutz und Wettbewerb

06.02.2015

Der Fachtag Schweineproduktion am 29. Jänner 2015 in Wels war in drei Themenblöcke gegliedert: Wirtschaften mit Zukunft, Tierwohl und Tiergesundheit, Realität versus Idylle.
 
Am Vormittag wurde die Wettbewerbsfähigkeit der Schweineproduktion in Österreich beleuchtet. Der Präsident der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, Franz Reisecker, referierte über die Auswirkungen der geänderten Vorschriften in GAP und LE auf die Schweinehaltung. Zwei Jung­bauern präsentierten die Ergebnisse des AgrarThinkTank, einer Ideenwerkstatt in der gemeinsam mit Experten die Perspektiven für die Nutztierhaltung ausgelotet wurden.
 
Kai Uwe Sprenger, der Referent für Schweinemarktordnung der Europäischen Kommission, widmete sich den globalen Herausforderungen, mit denen der Europäische Schweinemarkt konfrontiert ist. Er ging dabei auch auf das Importverbot für Schweinefleisch aus der EU ein, das Russland vor einem Jahr verhängt hat. Die Talfahrt der Preise ist seiner Meinung nach nur zu einem kleinen Teil darauf zurückzuführen. Viel stärker habe der deutliche Anstieg der Schweine­schlachtungen im 3. Quartal 2014 die Preise unter Druck gebracht. Daher lehnt die Kommission auch weiterhin die Unterstützung der Privaten Lagerhaltung (PLH) für Schweinefleisch ab. Diese würde das Problem außerdem nur verschieben und ohne Exporterstattungen sei die PLH ohnehin ein zahnloses Instrument. Insgesamt dürfte die Talsohle aber bereits durchschritten und auch ohne den Absatzmarkt Russland eine positive Marktentwicklung möglich sein. Da die Preise in der EU derzeit niedriger sind als in anderen wichtigen Produktionsländern, steigen die Exportchancen für europäisches Schweinefleisch.
 
Die österreichische Schweinebranche im internationalen Vergleich war das Thema des Vortrags von Robert Hoste von der Universität Wageningen, einem europaweit anerkannten Ökonomen für Schweineproduktion. Er kam zum Schluss, dass Österreich im Wettbewerb mit anderen Produktionsländern ganz gut dasteht. Geringe Betriebsgrößen und hohe Produktionskosten werden durch organisierte Vermarktung und professionelles Marketing kompensiert. Dass es in Österreich für Stallbauten noch eine Investitionsförderung gibt, fand er ebenfalls bemerkenswert.
 
Im Block Tierwohl und Tiergesundheit wurden die steigenden Anforderungen in diesem Bereich thematisiert. Durch den gesellschaftlichen Wandel wird Massentierhaltung immer weniger akzeptiert, während gleichzeitig die Betriebe aus wirtschaftlichen Gründen immer größer werden. Ein Großteil der Konsumenten wünscht sich Verbesserungen in der Tierhaltung, aber nur wenige würden für Fleisch höhere Preise zahlen. Eine Vertreterin des Deutschen Bauernverbandes präsentierte die Initiative Tierwohl. Deutsche Landwirte erhalten dabei aus einem Fonds, der vom Lebensmitteleinzelhandel dotiert wird, eine finanzielle Abgeltung für die Umsetzung von Tier­schutz­maßnahmen, die über die gesetzlichen Auflagen hinausgehen. Die Bedrohung durch die afrikanische Schweinepest und andere Krankheiten macht neue Maßnahmen zum Schutz des Tierbestandes notwendig. Mit der in Ausarbeitung befindlichen Schweinegesundheitsverordung soll eine Rechtsgrundlage geschaffen werden, mit der die Position Österreichs im internationalen Tier- und Fleischgeschäft gestärkt wird.
 
Der letzte Teil beschäftigte sich mit der Frage, ob und wie ein realistisches Bild der Tierhaltung vermittelt werden kann. Durch die Urbanisierung der Gesellschaft erleben immer weniger Menschen die Landwirtschaft direkt. Die Unterscheidung zwischen Nutz- und Haustier geht oft verloren. Mit der Vermenschlichung von Tieren und idyllischen Landschaften in der Werbung entsteht zunehmend ein unrealistisches Bild der Landwirtschaft. Rudolf Stückler von der AMA Marketing präsentierte eine Informationskampagne, die in Zusammenarbeit mit verschiedenen agrarischen Institutionen umgesetzt wurde. Authentischen Personen stellen darin zeitgemäße Produktionsmethoden und die Leistungen der Landwirtschaft vor. Weitere gelungene Initiativen aus Nieder­österreich, Oberösterreich und der Steiermark wurden gegen Ende der Veranstaltung vor den Vorhang geholt.