Wie entwickelt sich der europäische Geflügelmarkt?
03.06.2022 Die EU-Kommission sieht für 2022 ein moderates Wachstum der europäischen Geflügelproduktion. Trotz weiter steigender Produktionskosten und der Auswirkungen der Vogelgrippe sowie des Ukraine-Krieges wird ein Anstieg von 0,5 % prognostiziert.Die Geflügelpest bleibt auch im Jahr 2022 limitierender Wachstumsfaktor. Die EU-Kommission prognostiziert im jüngsten Bericht zur Marktentwicklung einen geringfügigen Produktionsanstieg von 0,5 %. Die Experten gehen davon aus, dass sich die Erzeugung in den Hauptproduktionsländern Polen und Spanien dank der hohen Preise und einer anhaltenden Nachfrage stabilisieren wird. In den stark von der Seuche betroffen Niederlanden hingegen wird mit einem Rückgang der Produktion gerechnet (-4,5 %). Länder, die weniger vom Seuchenzug betroffen waren, könnten bis Jahresende leichte Zuwächse verbuchen.
Hohe Marktpreise gleichen steigende Produktionskosten aus
Die Geflügelproduktion wird zusätzlich durch die hohen Kosten für Futtermittel und Energie gebremst. Aufgrund der Spannungen auf den Energie- und Getreidemärkten wird ein weiterer Anstieg der Produktionskosten für das laufende Jahr erwartet. Die Verteuerung kann allerdings teilweise durch höhere EU-Masthühnerpreise kompensiert werden. Das aktuell hohe Preisniveau in Europa wird durch das begrenzte Angebot und eine solide Nachfrage bedingt. Der EU-Geflügelverbrauch dürfte nach einem Rückgang um 1,3 % im Vorjahr im Jahr 2022 wieder das Niveau von 2019 erreichen.
Marktverschiebungen durch Geflügelpest und Ukraine-Krieg
Die Vogelgrippe wird auch für Verwerfungen im EU-Außenhandel verantwortlich gemacht, insbesondere durch Einfuhrverbote einiger traditioneller Handelspartner, wie z.B. die Philippinen, Südafrika und Saudi-Arabien. Die EU-Kommission erwartet, dass diese Exportrückgänge mit den gestiegenen Ausfuhren in die Schweiz und in einige Überseeländer teilweise ausgeglichen werden können. Die Handelsbeziehungen mit dem Vereinigten Königreich sollen bis Jahresende ebenfalls wieder auf das Vor-Brexit-Niveau gebracht werden. Nach den rückläufigen Geflügel-Exporten im Jahr 2021 (-9 %) werden sich die Ausfuhren der EU-27 im Jahr 2022 wieder erholen und voraussichtlich um 2,6 % steigen. Bei den Importen schätzt die EU-Kommission auf eine leichte Zunahme von 1,5 %. Die eingebrochenen Geflügelimporte aus der Ukraine, die im Vorjahr rund 13 % der gesamten Einfuhren betrugen, könnten durch zusätzliche Importe aus dem Vereinigten Königreich, Brasilien, Thailand und China kompensiert werden.
Quelle: EU agricultural markets short-term outlook – spring 2022 (EN)
DI Reiterer, 03.06.2022