Ukraine: Zollfreier Marktzugang soll trotz Kritik verlängert werden

03.04.2023 Die Europäische Union möchte der Ukraine weiterhin zollfreien Marktzugang gewähren. Die europäischen Agrarminister sprachen sich für eine Fortführung der Handelserleichterungen aus, die im Juni 2022 zunächst nur für ein Jahr vorgesehen waren. Einzelne Mitgliedsstaaten äußerten Kritik an den gestiegenen Einfuhren von Geflügelfleisch und Eiprodukten.

Die EU-Importe von ukrainischem Geflügelfleisch beliefen sich laut Daten der Europäischen Kommission im Jahr 2022 auf insgesamt 163.724 Tonnen. Das bedeutete einen Anstieg von 88 % im Vergleich zum Jahr 2021. Die größten Abnehmer waren die Niederlande, gefolgt von Polen und Ungarn. Hauptsächlich wurde gefrorenes Geflügelfleisch importiert. Allein im Zeitraum von Jänner bis Mitte März 2023 betrugen die EU-Einfuhren 46.574 Tonnen. Das war eine Steigerung von 157 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Zuletzt kritisierten Branchenvertreter betroffener Mitgliedsstaaten Marktauswirkungen aufgrund der zusätzlichen Importe, insbesondere auch Preisdruck auf den Exportmärkten. Das bisherige zollfreie Kontingent für Geflügelfleisch betrug 70.000 Tonnen jährlich. Hohe Strafzölle für Übermengen machten den Export in der Vergangenheit für den ukrainischen Geflügelsektor unrentabel. Laut Statistik Austria wurden im Jahr 2022 nur geringe Mengen an gefrorenem Geflügelfleisch nach Österreich eingeführt. 

Starker Anstieg der ukrainischen Eier-Importe

Die EU-Einfuhren von ukrainischen Eiern und Eiprodukten beliefen sich im Zeitraum Jänner bis Dezember 2022 auf 22.234 Tonnen – ein Anstieg von knapp 300 % im Vorjahresvergleich. In den ersten 10 Wochen dieses Jahres wurden bereits 6.407 Tonnen Eier und Eiprodukte aus der Ukraine importiert. Das war eine Steigerung von über 2.000 % gegenüber der Vorjahresperiode. Den größten Anteil machten dabei Frischeier mit einer Menge von 4.588 Tonnen aus.

In der Ukraine ist Käfighaltung vorherrschend – die Importware, die hauptsächlich zu Backwaren und Fertiggerichten verarbeitet wird, weist weder eine Herkunftskennzeichnung noch Auskunft über die Haltungsbedingungen aus. Die Einfuhren aus der Ukraine federn einerseits die aktuell knappe Versorgungslage am europäischen Eiermarkt ab, andererseits werden aus einzelnen Mitgliedsstaaten, u.a. Litauen, Marktverwerfungen berichtet.

Österreich: Massive Zunahme bei Trockenei-Importen

Laut Daten der Statistik Austria wurden im Jahr 2022 große Mengen an Trockenei („Vogeleier ohne Schale, getrocknet, auch gesüßt, genießbar – Zolltarifnummer 04089180“) aus der Ukraine importiert. Die Einfuhren stiegen von 18,64 Tonnen (2021) auf über 239,70 Tonnen (2022) – ein Zuwachs von 1.186 %. Laut Branchenvertreter sind keine unmittelbaren Auswirkungen auf den Markt bekannt. Österreich rangierte als Importland an vierter Stelle nach Lettland, Polen und den Niederlanden.

Quellen: EU-Kommission, Statistik Austria

DI Reiterer, 03.04.2023

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