Getreidevermahlung 2021/2022 insgesamt rückläufig; Biovermahlung auf Rekordniveau
04.05.2023 Die AMA-Daten für das abgeschlossene Wirtschaftsjahr 2021/2022 zeigen weniger Gesamtvermahlung, mehr Biovermahlung, einen weiteren Rückgang der Mühlenanzahl sowie die Konzentration der Vermahlung bei den zehn größten Mühlen.Die Vermahlung in den heimischen Mühlen verringerte sich das zweite Jahr in Folge: 2021/2022 wurde um -0,2% weniger vermahlen als im Vorjahr, während 2020/2021 coronabedingt eine Reduktion um sogar -5% erfolgte.
Alle Daten im folgenden Text beziehen sich auf das Getreidewirtschaftsjahr 2021/2022 (1. Juli 2021 bis 30. Juni 2022):
Betrachtet man die Vermahlung pro Getreideart, so wurde das typische „Lockdownprodukt“ Hartweizen (Hartweizengries zur Herstellung von Teigwaren) am deutlichsten (-13%) reduziert. Der zweitgrößte (absolute) Rückgang ist bei Roggen festzustellen: Die Vermahlung sank um -4% zum Vorjahr und weist als einzige Getreideart eine langfristige Abnahme in der Vermahlung auf: Die Roggenvermahlung nahm in den letzten 10 Jahren um -12% ab, während die Hauptgetreideart Weichweizen beispielsweise um 6% mehr vermahlen wurde und auch die Gesamtvermahlung um 4% zunahm. Die Vermahlung von Dinkel durchbrach den mehrjährigen Aufwärtstrend und sank um -9% zum Vorjahr, welches den bisherigen Rekordwert an Dinkelvermahlung aufwies. In den letzten zehn Jahren nahm die Dinkelvermahlung um 132% zu, seit 2009 legte sie sogar um 235 % zu.
Weichweizen ist nicht nur die Hauptkultur auf den heimischen Äckern, sondern auch die am meisten vermahlene Getreideart. 2021/2022 konnte die Vermahlung – im Gegensatz zu den anderen Getreidearten – sogar geringfügig (+2%) erhöht werden. Das ist insofern zu relativieren, da die Vermahlung im Vorjahr massiv (-5%) reduziert wurde (geschlossenen Gastronomie und Hotellerie). Die Zunahme zum Vorjahr basiert zudem vorwiegend auf mehr Bio-Weichweizenvermahlung (+19). Langfristig nahm die Weichweizenvermahlung in den letzten zehn Jahren (+6%) und in den letzten zwei Jahrzehnte (+24%) deutlich zu.
Die Vermahlung an Biogetreide ist zum Vorjahr kräftig (+9%) ausgedehnt worden. In den letzten zehn Jahren wurde sie – entsprechend dem Konsumtrend zu mehr Bio – nahezu verdoppelt (+85%). Für die Zunahme der Biovermahlung zum Vorjahr ist vor allem eine gesteigerte Bio-Weichweizen- (+19%) und Bio-Hartweizenvermahlung verantwortlich. Biodinkel wurde nach einem Vermahlungsrekord im Vorjahr reduziert (-11%) und auch Bio-Roggen weist rückläufige Vermahlungszahlen (-6%) auf. Vergleicht man den Bioanteil innerhalb der heimischen Getreidewirtschaft, so weist der Mühlensektor mit 13% den höchsten Bioanteil der diversen Verarbeitungsarten von Getreide auf. In den Mischfutterwerken werden 12% Bio-Getreide eingesetzt und in der (Stärke-, Zitronensäure-, Malz- und Bioethanol-) Industrie lediglich 4%.
Die Hauptgetreidearten für die Vermahlung sind Weichweizen, Hartweizen, Dinkel und Roggen. Die geringen Mengen an Maisvermahlung (Maisgrieß) sind in diesen Aufstellungen nicht enthalten, können aber im monatlichen AMA-Marktbericht nachgelesen werden.
Hinsichtlich der Mühlenstruktur konzentriert sich die Vermahlung weiterhin bei den 10 größten Mühlen. Es durchaus bemerkenswert, dass lediglich die zehn größten 10 Mühlen 76% der gesamten Vermahlungsmenge in Österreich abdecken.
Teilt man alle 90 Mühlen Österreichs in zwei Gruppen: Großmühlen mit über 1000 t Jahresvermahlung und die anderen Mühlen mit unter 1000 t Jahresvermahlung so ergibt sich folgende Aufteilung der Mengenverhältnisse:
Die 45 Großmühlen decken 99 % der Gesamtvermahlung ab. Jene Gruppe reduzierte sich zum Vorjahr um eine Mühle. Die Mühlen unter 1000 t Jahresvermahlung decken lediglich 1 % der Gesamtvermahlung ab und weisen nur mehr 45 Betriebe (-2) auf.
Abschließend sollte nicht unerwähnt bleiben, dass sich die Mühlenanzahl von 90 Mühlen im Getreidewirtschaftsjahr 2021/20222022 (1. Juli 2021 bis 30. Juni 2022) auf 87 Mühlen im Kalenderjahr 2022 (1.Jänner bis 31. Dezember 2022) verringerte.
DI Herz, 04.05.2023