Maispreise unter Druck – Anzeichen für Erholung in Sicht
04.04.2024 Positive Signale vom Weltmarkt führten in den letzten Wochen zu einer zögerlichen Aufwärtsbewegung der Pariser Maispreise.Die demnächst beginnende Maisaussaat in Österreich weckt das Interesse an einer genaueren Betrachtung der Märkte und Vermarktungschancen für diese bedeutete Feldfrucht.
Ausschlaggebend für die Preisbildung am heimischen Kassamarkt ist der Weltmarkt, d.h. die europäische Leitbörse in Paris (EURONEXT), welche meist den Entwicklungen der weltweiten Leitbörse in Chicago (CBoT) folgt. Der Pariser Maispreis entwickelte sich vom Allzeithoch im Mai 2022 von 373,50 EUR/t (Grund: Versorgungsängste Ausbruch Ukrainekrieg) zum Dreijahrestief von 171 EUR/t am 19.02.2024. Für den Preisrückgang waren einerseits der Wegfall der Versorgungsprobleme – insbesondere durch die wieder in Fahrt gekommenen Maisexporte aus der Ukraine auf dem Weltmarkt – und andererseits die globale Maisernte auf Rekordniveau im jetzt laufenden Getreidewirtschaftsjahr 2023/2024 verantwortlich. Ende Februar und spätestens Anfang März 2024 begann eine Gegenbewegung am internationalen Maismarkt, da die Berichte über eine gesunkene Maisernte 2023/2024 auf der Südhalbkugel sowie geschrumpfte Maisflächen für die kommende Ernte 2024/2025 Versorgungsängste schürten: Die soeben auf der Südhalbkugel geerntete brasilianische Maisernte sank durch Hitze und Trockenheit von ursprünglich erwarteten 129 Mio. t (Dezember-WASDE-Bericht des USDA) auf 124 Mio. t (Februar und März-WASDE-Bericht des USDA). Es wurde zudem die weltweite Maisbilanz 2023/2024 enger, da die Produktion sank (1.230 Mio. t, März-WASDE versus 1.232,57 in der Vormonatsschätzung) und der Verbrauch zunahm (1.212 Mio. t, März-WASDE versus 1.210,76 in der Vormonatsschätzung). Daher schrumpften auch die Endbestände (von 322 Mio. t auf 319,63 Mio. t), welche ein wesentlicher Indikator für die Versorgunglage sind. Zudem wird für die kommende Ernte in den USA als auch der Ukraine mit einer geschrumpften Maisfläche gerechnet. All diese Entwicklungen und Prognosen führten zu einem Anstieg der Pariser Maisnotierung vom Tiefpunkt 171 EUR/t am 19.02.2024 auf 193,50 EUR/t am 22.03.2024. Aktuell liegt der Pariser Maispreis unverändert bei 193 EUR/t (Schlusskurs 03.04.2024, Juni-Kontrakt). Betrachtet man die Aussichten der Pariser Börse für die kommende Ernte, so werden für die Lieferung November 2024 196,25 EUR/t und für März 2025 200,25 EUR/t notiert. Daraus lässt sich die Erwartung einer Verteuerung der europäischen Maispreise der Ernte 2024 ableiten. Am heimischen Kassamarkt notiert Mais für Industriezwecke aktuell mit 163 EUR/t; für die kommende Maisernte 2024 wird laut Branchenberichten ein höheres Niveau gehandelt.
Zum heimischen Kassamarkt für Mais ist neben den unterschiedlichen Entwicklungen am Weltmarkt festzuhalten, dass der deutliche Rückgang der industriellen Maisverarbeitung einer flächenbedingt größeren Ernte 2023 gegenübersteht. Die industrielle Maisverarbeitung wird in der AMA-Getreidebilanz für 2023/2024 auf 732.000 t hochgerechnet, im Vorjahr lag sie bei 911.000 t und im letzten nahezu nicht von den hohen Gaspreisen, etc. beeinflussten Getreidewirtschaftsjahr 2021/2022 lag sie noch bei 1.118.000 t. Die Maisernte hingegen ist 2023/2024 mit 2.131.000 t höher als im Vorjahr (2.071.000t).
Die Maislieferungen von der Ukraine Richtung Österreich werden im folgenden Diagramm ebenfalls dargestellt. Die Mengen lagen vor dem Ukrainekrieg zwischen 0 und 500 t monatlich. Ab Mai 2022 kamen ca. 5.000 t monatlich von der Ukraine nach Österreich, im August 2022 wurden 10.000 t geliefert. Summiert man den 12-Moanstzeitraum mit den größten monatlichen Mengen, nämlich 07/2022 bis 06/2023, so ergibt die Menge 217.000 t, während in den 12 Monate vor dem Ukrainekrieg (03/2021 bis 02/2022) lediglich 968 t geliefert wurden. Es sollte jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass seit Juli 2023 die Maislieferungen von der Ukraine Richtung Österreich massiv zurückgegangen sind: Es wurden im Juli 2023 nur mehr 3.963 t Mais von der Ukraine Richtung Österreich geliefert, d.h. die Mengen vom Höhepunkt der Lieferungen (Jänner 2023) um 88% zurückgegangen. In Maiserntemonat Oktober wurden nur mehr 156 t von Ukraine Richtung Österreich geliefert, im November 2023 waren es 2.412 t.
Österreichs Maisimporte aus der Ukraine (Quelle: Statistik Austria):
DI Herz, 04.04.2024