Weizen und Mais in Paris auf Jahrestief

05.01.2024 Der Weizenkurs in Paris liegt aktuell nahe dem 12-Monatstief, die Maispreise sind noch stärker gefallen.

Der Weizenkurs der europäischen Leitbörse in Paris liegt mit aktuell 221,25 EUR/t (Schlusskurs 04.01.2024, März-Kontrakt) nahe dem 12-Monatstief von 213,00 EUR/t (27.11.2023). Der Weizenkurs sank in den vergangen 12 Monaten um 80,00 EUR/t oder 27 %. Vergleicht man den aktuellen Weizenpreis mit dem Allzeithoch der Pariser Börse, welches durch die Kriegswirren im Mai 2022 erreicht wurde (438,25 EUR/t, 17.05.2022), so liegt der aktuelle Weizenpreis um 217,00 EUR/t tiefer als damals. Dennoch kann man den aktuellen Pariser Weizenpreis als überdurchschnittlich einstufen, da jener – trotz der starken Rückgänge – um 10 % über dem langjährigen Mittel in Paris liegt (Mittel 2007-2023: 202,00 EUR/t).

Verantwortlich für den Rückgang der Weizenpreise in den letzten 12 Monaten ist das Zustandekommen verschiedener Exportkanäle der Ukraine für die Belieferung des Weltmarktes, während wiederum die Angst vor dem Ausfall der Ukraine für die Versorgung des Weltmarktes die Kurssprünge zuvor verursachte. Eine insgesamt bessere weltweite Getreideernte 2023 – durch mehr Mais, jedoch etwas weniger Weizen – drückte ebenfalls auf die Preise. Zudem kommt eine gleich gute Weizen- und eine deutlich bessere Maisernte der EU als im – aus EU-Maiserntesicht – desaströsen Vorjahr. In den letzten Wochen sind vor allem negative Vorgaben der globalen Leitbörse in Chicago und ein stärkerer – die US-Exporte verteuernder US-Dollar – verantwortlich für Druck auf die Weizennotierungen in Paris. Zusätzlich spielen seit mehreren Monaten billige Weizenexporte Russlands eine Rolle als Konkurrenz für den europäischen Exporterfolg, wodurch ebenfalls Druck auf die Pariser Notierungen ausgeübt wird. Potential für Preissteigerungen kann man aus dem Schrumpfen Indiens staatlicher Weizenreserven ableiten. Wiederholte Angriffe der Huthi-Rebellen auf Handelsschiffe im Roten Meer kann man ebenfalls als preissteigernd einordnen, während die Angriffe Russlands auf die ukrainische Hafeninfrastruktur keine Unruhe an den Börsen verursachten, da laut Berichten die Ukraine trotz der jüngsten russischen Angriffe größere Mengen Getreide für die Verschiffung über das Schwarze Meer vorbereitet.

Der aktuelle Wiener Kassamarktpreis für Qualitätsweizen liegt mit 274,00 EUR/t über dem 12-Monatstief von 229,00 EUR/t (07.06.2023) und zeigt seit Ende August 2023 eine stabile Kursentwicklung. Preisstützend für hohe Weizenqualitäten sind die z.T. schlechten Weizenqualitäten in anderen EU-Staaten. EU-weit sind aus der Weizenernte 2023 65 % mahlfähig (Vorjahr: 68%), im Nachbarland Deutschland sind es beispielsweise lediglich 65 % (Vorjahr: 75%). Mahlweizen in Wien liegt mit 220,00 EUR/t ebenfalls über dem Tiefpunkt im Juni (195,00 EUR/t, 07.06.2023). Im Gegenteil zu den – in Anbetracht eines sinkenden Weltmarktes – guten Preisentwicklungen der diversen Weizenqualitätsklassen weist Mahlroggen keinen erfreulichen Kursverkauf auf: Der Wiener Mahlroggenpreis fiel vom Höhepunkt 2022 (380,00 EUR/t am 15.06.2022) zum aktuellen Niveau um die Hälfte und konnte sich seit Erntebeginn nur kaum nach oben bewegen. Mahlroggen kostet aktuell in Wien 184,00 EUR/t, lag im Juni 2023 immerhin noch bei 192,00 EUR/t.

Während die Preise im Mahlgetreidesektor durchwachsen sind, herrscht am Futtergetreidemarkt besonders starker Preisdruck: Mais für Futterzwecke kostet aktuell 170,00 EUR/t (20.12.2023) und brach somit zum Allzeithoch 2022 von 355,00 EUR/t massiv ein. Der Preis für Futtermais in der Ernte vor einem Jahr lag mit 323,00 EUR/t (23.11.2022) immer noch auf dem nahezu doppelten Niveau. Futtergerste geht preislich mit aktuell 165,00 EUR/t in eine ähnliche Richtung. Der Preisrückgang an den internationalen Börsen kann hier als Hauptgrund angeführt werden: In Paris kostet Mais mit 197,25 EUR/t (04.01.2024) weniger als die 12 vorangegangenen Monate.

DI Herz, 05.01.2024

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