Forschungsprojekt: „Robuste Wertschöpfungs- und Versorgungsketten für Agrargüter und Lebensmittel in Österreich“ (ROBVEK)
Krisen und Kriege lassen immer mehr die Fragen aufkommen über die zuverlässige Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und Agrargütern. Das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft beauftrage das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) mit der Durchführung des Forschungsprojekts ROBVEK: „Robuste Wertschöpfungs- und Versorgungsketten für Agrargüter und Lebensmittel in Österreicher“. Das WIFO untersucht diese Fragestellung mit Hilfe von unterschiedlichen Projektpartner wie Agrarmarkt Austria, BA für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen in unterschiedlichen Arbeitspaketen wie Preistransparenz, Entwicklung einer Methode um Transparenz zu den verfügbaren Mengen und Werten entlang einer Wertschöpfungskette von Lebensmitteln zu schaffen, Entwicklung eines Dashboards zur Darstellung der Robustheit von internationalen Versorgungs- und Wertschöpfungsketten im Bereich Agrargüter und Lebensmittel, Entwicklung einer Methode zur Vorhersage von Prognosen der Inflation. All die Ergebnisse aus dem zuvor genannten Bereichen wurden in Policy Briefs kurzgefasst zusammengestellt. Ende Dezember wurde das Projekt abgeschlossen.
Die zuverlässige Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmittel hoher Qualität hat in den letzten Jahren immer mehr auf Grund der Vielzahl an Krisen an Bedeutung zugenommen. Im durchgeführten Forschungsprojekt „Robuste Wertschöpfungs- und Versorgungsketten für Agrargüter und Lebensmittel in Österreich“ (ROBVEK) wurden sowohl die quantitative Versorgung als auch die Leistbarkeit der Güter, entlang der Wertschöpfungskette in sechs Arbeitspaketen beleuchtet. Ende Dezember 2023 wurde das Projekt abgeschlossen.
Zielsetzung:
Das zentrale Vorhaben des Projektes war es, die vorhandenen Informationen, Befunde und Datenbestände zur Stabilität der Versorgungsketten zu analysieren, Indikatoren zur Beurteilung der Versorgungssicherheit zu definieren. Diese Information erleichtert der Führungskraft die Entscheidung nötige weitere Maßnahmen zur Versorgungssicherheit zu treffen.
Um dieses grundlegende Ziel zu erreichen, wurden folgende Teilziele definiert.
- Schaffung einer aktuellen Website zur Gewährleistung von Preistransparenz
- Entwicklung einer Methode, die bestehende Datenquellen nutzt, um Transparenz zu den in Österreich verfügbaren Mengen und den Werten entlang der Wertschöpfungskette Agrargüter- und Lebensmittel zu schaffen;
- Das WIFO entwickelt das fachliche Konzept zur Darstellung der Robustheit von internationalen Versorgungs- und Wertschöpfungsketten, die für Österreich relevant sind. Implementiert die Methode, designt einen Workflow und stellt die Ergebnisse zur Verfügung.
- Entwicklung einer Methode zur Prognose der Inflation von Nahrungsmitteln und Energieprodukten.
- Die Schaffung von Entscheidungsgrundlagen und Handlungsoptionen zu Themen der Versorgungssicherheit.
Das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft beauftragte das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) mit der Durchführung des Forschungsprojekts ROBVEK: „Robuste Wertschöpfungs- und Versorgungsketten für Agrargüter und Lebensmittel in Österreicher“. Die Federführung im Projekt oblag dem WIFO, welches sich in sechs Arbeitspakete aufgliederte, wobei die Agrarmarkt Austria in zwei Arbeitspaketen involviert war. Weitere Projektpartner waren das Institut BA für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen, die Landwirtschaftskammern.
Projektergebnisse in den einzelnen Arbeitspaketen
AP 1: Preistransparenz: Preisportal – Entwicklung, Umsetzung und Betrieb einer Website zur Gewährleistung von Preistransparenz
Das Preisportal bietet eine Sammlung aktueller, in der Vergangenheit beobachteter und für die Zukunft erwarteter Preise wichtiger Agrar- und Forstgüter sowie ausgewählter Betriebsmittel. Es wurde unter Einbindung von Nutzerinnen und Nutzer entwickelt, umgesetzt, getestet und verbessert. Das Preisportal wird von der BAB bereitgestellt und gewartet sowie seitens der beteiligten Organisationen (AMA, BAB, LK Niederösterreich, LK Österreich, LK Steiermark, WIFO) mit Daten befüllt. Auch nach Abschluss des ROBVEK-Projekts wird das Preisportal gewartet und mit aktuellen Daten befüllt. Es stellt für verschiedenen Nutzergruppen – darunter landwirtschaftliche Betriebe, Beratung, öffentliche Verwaltung, Forschung, Bildung – eine übersichtliche Informationsgrundlage bereit. Das Preisportal umfasst die Bereiche Datenbank, Datentransformationen, Schnittstellen und Online-Anwendung:
- Die Online-Anwendung steht allen Nutzerinnen und Nutzer zur Verfügung unter https://preise.agrarforschung.at/ zur Verfügung. Die Benutzeroberfläche ist in die Abschnitte Tierische Produkte, Pflanzliche Produkte, Holz und Holzprodukte, Preisindizes und Betriebsmittel untergliedert. Die Preisinformationen werden in Form interaktiver Grafiken bereitgestellt, die auch lokal abgespeichert werden können. Die in den Grafiken hinterlegten Daten können lokal abgespeichert und bearbeitet werden.
AP 2: Mengentransparenz: Transparenz der verfügbaren Mengen von Agrargütern und Lebensmitteln in Österreich
Ziel des AP 2 war es, anhand einer Pilotarbeit die Stoffflüsse zwischen den Akteurinnen und Akteure der Wertschöpfungskette für einen ausgewählten Sektor (Schweinefleisch) zu analysieren bzw. zu visualisieren (Sankeydiagramme), Datenlücken zu identifizieren sowie die Übertragbarkeit der Darstellungsform auf andere Sektoren zu prüfen. Ausgangspunkt dafür war die mengenmäßige Betrachtung der Stoffflüsse. Darauf aufbauend wurden auch Überlegungen zur wertmäßigen Darstellung der Wertschöpfungskette angestellt. Wesentliche Arbeitsschritte umfassten die Datenbank- und Literaturrecherche, das Aufbereiten und Zusammenführen verschiedener Datensätze in einer möglichst konsistenten Form, das Schließen von Datenlücken mittels gezielter Recherchen und Expertenbefragungen, den Aufbau eines Datensatzes als Grundlage für die Darstellung der Stoffflüsse und die Entwicklung bzw. Umsetzung eines Stoffflussmodells als Sankey-Darstellung. Das Grundgerüst für eine möglichst durchgehende und konsistente Darstellung der Stoffflüsse bildeten die Daten aus der Versorgungsbilanz, der Außenhandelsdatenbank sowie Sonderauswertungen der Roll-AMA und Gastro-Panel-Daten. Letztere ermöglichten eine differenziertere Betrachtung nach Einkaufsquellen und Produktgruppen. Die Analyse der Datensätze verdeutlichte zudem einerseits die Notwendigkeit der Aktualisierung von Faktoren und Schätzgrößen zur Berechnung von Größen in der Versorgungsbilanz (z.B. Faktoren zur Berechnung des Anteils des Heimtierfutters, der industriellen Nutzung). Andererseits offenbarten sich größere Datenlücken, die beispielsweise den Bereich der tierischen Nebenprodukte oder die Verluste entlang der Wertschöpfungskette betreffen. Diese sollten im Rahmen weiterer Arbeiten geschlossen werden.
AP 3: Ein Dashboard zur Darstellung der Robustheit von internationalen Versorgungs- und Wertschöpfungsketten im Bereich Agrargüter und Lebensmittel.
Lebensmittelsicherheit und Ernährungssouveränität sind in Europa Gegenstand intensiver Debatten geworden. Diese Konzepte beziehen sich gemeinsam auf die Stabilität und Robustheit inländischer und grenzüberschreitender Lieferketten. Diese Debatten wurden durch Ereignisse der letzten Jahre angeregt, die auf die Handelsrisiken hinweisen, denen die EU und die Länder innerhalb ihres Einflussbereichs ausgesetzt sind. Ein wichtiger Aspekt, der während dieser Diskussionen deutlich geworden ist, ist, dass Lebensmittelsicherheit nicht Autarkie bedeutet, sondern den Aufbau starker Beziehungen zu wichtigen Handelspartnern. Der Agrarsektor ist besonders von Störungen bei wichtigen Inputs wie Energie und Düngemitteln betroffen. Darüber hinaus wird auch der Handel mit Lebensmitteleinfuhren, die für die Versorgung der Menschen mit wichtigen Nährstoffen wichtig sind, beeinflusst. In dieser Studie untersuchen wir Handelsmuster für die EU27-Länder und für Österreich, wobei wir Düngemittel und essentielle Nährstoffe (wie Proteine und Kalorien) aus Lebensmitteln und Futtermitteln als Fallstudienprodukte betrachten. Durch die Zuweisung eines Risikogewichts für jedes Land untersuchen wir das Ausmaß des verkörperten Risikos bei den Importen dieser Produkte. Wir zeigen, dass die EU als Ganzes ihre Vielfalt an Handelspartnern erhöht hat, aber hauptsächlich Düngemittel mit Ländern handelt, die einem politischen Risiko ausgesetzt sind. Im Gegensatz dazu hat Österreich seine Handelsvielfalt verringert, steht vor höheren indirekten Risiken und zahlt auch einen höheren Einheitspreis für Düngemittelimporte im Vergleich zu anderen Ländern in der EU. Das Risikoprofil der Länder, die grundlegende Nährstoffe liefern, ist vorteilhafter. Allerdings dominiert nur eine geringe Anzahl von risikobehafteten Ländern den globalen Düngemittelmarkt, der ein Schlüsselbestandteil für Nährstoffe ist, weshalb die Situation nur scheinbar vorteilhafter erscheint.
AP 4: Prognosen über die Inflation von Lebensmittel- und Energiepreisen
Unsicherheit über den immer wieder kehrenden Anstieg der Inflation stellt bedeutende Herausforderungen für Fachleute und Entscheidungsträger dar. Die Dynamik der Lebensmittelpreise hat sich als wichtiger Beitrag zur Gesamtinflation herauskristallisiert und Anliegen hinsichtlich der Verteilungseffekte sowie Implikationen für die Wettbewerbspolitik aufgeworfen. Diese Studie zielt darauf ab, zuverlässige Prognosen für fünf breite Kategorien von Lebensmittelpreisen und Düngemittel in Österreich bereitzustellen. In dieser Studie wurden die Handelsmuster der EU27-Länder und Österreichs anhand von Düngemittel und elementaren Nährstoffen untersucht. Zur Veranschaulichung der Handelsbeziehungen wurde das Dashboard https://supplychain.wifo.ac.at erstellt.
Zu diesem Zweck bewerten wir eine vielfältige Reihe empirischer Modelle, prüfen ihre Fähigkeit, die Inflation anhand verfügbarer Frühindikatoren vorherzusagen, und erörtern die aktuelle Aussicht. Aus akademischer Sicht untersuchen wir, inwieweit die Prognosegenauigkeit im Vergleich zurzeit vor der Pandemie abgenommen hat und besprechen die relative Leistung von Zeitreihenmodellen, Regressionsbäumen und maschinellen Lernansätzen in der Zeit vor und nach der Pandemie.
AP 5 Policy Briefs zur Robustheit der Wertschöpfungs- und Versorgungsketten von Lebensmitteln in Österreich
Die Agrarproduktion und die Versorgung mit Lebensmitteln ist eingebettet in ein umfassendes Regelwerk von verschiedenen Politikfeldern (z.B. Agrarpolitik, Energie- und Gesundheitspolitik). Wie gut diese Regeln geeignet sind, das Funktionieren von Versorgungsketten in Krisenzeiten zu erleichtern und zu verbessern, wird in Policy Briefs beurteilt und bewertet. Dabei werden die Kernergebnisse der Arbeitspakete für die breite Öffentlichkeit aufbereitet und in Kürze in einer Serie von Artikeln veröffentlicht.
Alle Berichte des Projekts sind auf der Forschungsplattform „DAFNE“ abrufbar: https://dafne.at/projekte/robvek
Für Fachliche Informationen:
DI Andrea da Silva Teixeira
Referatsleitung „Marktinformation“
Tel: 0503151 – 377
E-Mail: andrea.teixeira@ama.gv.at